6 Fehler in der Kommunikation, die immer wieder zu Streit führen

Hunde haben eine eigene Kommunikation.

Sie verstehen sich.

Pferde auch. Sogar Ameisen.

Doch wie sieht’s bei dir im Wohnzimmer aus?  Wie oft ist unser Zusammenleben gerade durch Kommunikation gefährdet?

Wir beherrschen eine Sprache mit dem Umfang von 75.000 – 500.000 Wörtern. Haben wirs verbockt? Haben wir es tatsächlich geschafft, dass die Kommunikation zu kompliziert geworden ist? Sollten wir wieder mehr Kläffen und mit dem Fuß scharren?!

Wir fühlen uns einsam, verlassen und schlecht behandelt, nur weil wir das Knurren, oder Wedeln des Anderen falsch gedeutet haben.

„Ihr kann man auch nichts recht machen“
„Nie hört der mir richtig zu“
„Er versteht mich überhaupt nicht“

Auf diese Art bleiben wir einsam.

Was verlieren wir, wenn wir Bekannte oder entfernte Verwandte nicht richtig verstehen? Ein bisschen Zeit.
Und was verlieren wir, wenn wir uns in einer Ehe nicht richtig verstehen?
Du denkst vielleicht:

„Dies ist doch der Mensch, der mich liebt und den ich liebe. Er muss mich doch verstehen!“

Falsch gedacht.

Dein Job ist es, dich verständlich zu machen. Dein Job ist es, seine Botschaften zu dolmetschen.

Wenn beide Partner  ihren Job richtig machen, dann findet eine echte Begegnung statt . Dann könnt ihr im Vertrauen mit- einander sprechen, euch hören, sehen, erfassen und mitteilen.
Dann seid ihr wirklich „Zusammen“.

Ich behaupte: wenn ihr das schafft, dann lasst ihr euch auch nicht mehr scheiden. Auch nicht in den schlechten Zeiten.

Doch wie lernt man das: seinen „Job“ zu machen? Los gehts…

1. von sich auf andere schließen

Oft begehen wir unbewusst den Fehler, andere Menschen als eine Art „fremde Spezies“ zu behandeln, die wir „höher“ oder „tiefer“ stellen als uns selbst. Wir ordnen sie „bösartiger“ ein, als uns selbst oder unterstellen ihnen vermeintliche Absicht bei der fehlerhaften Kommunikation. Wir ordnen sie aber auch oft als „weitsichtiger“ oder „mächtiger“ ein, als uns selbst und fühlen uns dann verraten und verkauft, wenn sie es nicht sind.

Grundsätzlich gilt: wenn du von dir auf andere schließt, fällt es dir leichter, die Kommunikationsfolge einzuordnen. Dein Gesprächspartner ist in der Regel nicht schlauer, weitsichtiger, mächtiger, bösartiger als du selbst.

Das bedeutet: er kann dich nicht besser verstehen, als du ihn. Er kann nicht weiter vorausschauen, ist nicht erwachsener oder allwissender als du selbst. Er ist ein Mensch. Wie du selbst. Er versteht dich nicht aus böser Absicht falsch – er hat es nicht gelernt zu verstehen. Punkt.

2. Verantwortliche Kommunikation

Natürlich kann es auch mal Spaß machen z. B. als Frau über „die blöden Männer“ herzuziehen und zu vergleichen, welcher Ehemann weniger Ahnung von der hausfrauischen Tätigkeit mit 3 Kindern hat. Eric Berne würde diese Art der Kommunikation in der Transaktionsanalyse wahrscheinlich als ein „Spiel von Erwachsenen“ einordnen, etwas wie „ist es nicht schrecklich“, oder konkreter: „Ist er nicht blöd?!“ Umgekehrt gibt es sicher irgendein lustiges Spiel, das Ehemänner über ihre Ehefrauen spielen können.

Um eine tatsächliche Annäherung der Ehepartner zu erreichen, taugt diese Art der Kommunikation nicht! Um meinem Mann zu einem tieferen Verständnis meines Verhaltens zu verhelfen, muss ich mich zuerst mal dafür zuständig fühlen: ich allein muss dafür sorgen, dass ich verstanden werde!
Das empörte: „Der kapiert mal wieder gar nichts, ist halt ein Mann!“ (auch umgekehrt anwendbar natürlich!) entsteht aus einer Erwartungshaltung meinem Partner gegenüber. Ich erwarte, dass er ein höheres Verständnis der Situation hat und mich wie eine Art Elterntier oder gütiger Vater sehen und erfassen kann.

Das kann er nicht. Das wird er nicht.

Er kann dich verstehen. Wenn du ihm hilfst!

Um bei der Situation zu bleiben, in der sich die Hausfrau und Mutter als solche nicht wertgeschätzt und verstanden fühlt: es gilt also zu vermitteln, was du leistest. Meiner Erfahrung nach kann man das von „Außen“ nur ganz schwer verstehen und nachvollziehen. Und genau das könnte der einleitende Satz sein, den du sagst, wenn du in einer ruhigen Minute mit deinem Partner darüber sprichst.

„Ich weiss, es gibt Situationen, die lassen sich nur ganz schwer nachvollziehen, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Aber ich wünsche mir so sehr, das du mich trotzdem verstehen könntest! Darf ich dir davon berichten?“

Bei diesem Beispiel triggert jetzt wahrscheinlich das Thema „Hausfrau vs. arbeitender Ehemann“. Die eine oder andere Leserin denkt jetzt sicher: Dann sollten sie doch einfach mal die Rollen tauschen, damit Mann merkt, wie viel Arbeit das ist. Sicher. Wenn das geht, ist das genial.

Aber es gibt auch Situationen, die kannst du nicht tauschen. Schwangerschaft und Geburt z. B. Die Symbiose mit einem Neugeborenen. Aber auch ganz andere: das Verhältnis zu deiner Mutter.

Deine Aufgabe in deiner studierten oder ausgebildeten Arbeit. Was leistet ein Personalchef, oder ein Kindergartenerzieher? Nicht alles können wir tauschen um zu verstehen.

Um also deinen Partner zu erreichen, musst du dir klar darüber sein, dass es deine eigene Verantwortung ist, dich verständlich zu machen. Wenn du es beim ersten Anlauf nicht schaffst, probier es wieder. Sei nicht beleidigt, oder gehe wütend in die Luft. Probier es einfach noch mal. Auf andere Weise.

Denn… „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Albert Einstein

3. Was Erwartungen bewirken können und wie sie uns schaden

Erwartungen sind der Killer jeder Beziehung. Ehrlich. Um deinem Partner näher zu kommen, müssen die blöden Dinger weg. Ganz.
Selbst der bemühteste Partner kann beim Wunsch, deine Erwartungen zu erfüllen zu 99% nur in die Kacke greifen.

Beim Thema Geburt z. B., höre ich immer wieder Berichte, wie „überflüssig“ sich der Mann „benommen“ hat. Er hat an der falschen Stelle massiert, war überfürsorglich oder hat sich um gar nichts gekümmert.

Er sagte die falschen Dinge zur falschen Stunde und hatte von nichts ne Ahnung. Und das Peinlichste: er hat auch noch mitgeatmet, als hätte er selbst Wehen! Was fällt ihm ein, zu glauben, er könnte das nachvollziehen!
(das ist kein persönliches Beispiel!! Mein Mann war meine größte Stütze bei den Geburten)

Selbst ein bemühter Partner, wird irgendwann das Handtuch werfen und zu dem Schluss kommen: „Dir kann man auch nichts recht machen!“

Gegenmaßnahmen?

  • werde dir über deine Erwartungen bewusst.
  • Werde dir über deine Glaubenssätze bewusst: „das kann man doch wohl erwarten…“ Sind meist althergebrachte Sätze, die schon Großmuttern von sich gab, die jeder glaubt und keiner überprüft.
  • Filtere, was wirklich deine eigenen Vorstellungen sind und was du von Gesellschaft, Eltern, Freunden oder anderen Vorbildern übernommen hast.
  • Verabschiede dich feierlich von der Empörung und der beleidigten Leberwurst. Denn niemand ist auf die Welt gekommen, um allein Deine Erwartungen zu erfüllen. Genauso wenig wie Du auf der Welt bist, um die Erwartungen deiner Umwelt zu erfüllen.
  • Schmeisse alle Erwartungen in den Schredder, die gar nichts mit dir zu tun haben, sondern nur von Außen in dich hinein gespeichert wurden.
  • Und jetzt sind nur noch deine eigenen Erwartungen übrig. Die genau betrachtet:  Bedürfnisse sind. Das Bedürfnis nach Ordnung in der Wohnung. Das Bedürfnis, nicht ganz allein dafür sorgen zu müssen. Das Bedürfnis nach Bewegung und ab und zu ein wenig Ruhe für dich allein. Oder das Bedürfnis nicht mit 3 Kindern das Bett zu teilen. Das Bedürfnis, deinen Partner bei der Geburt ganz nah bei dir zu haben, oder eben gar nicht.
  • Wenn du dies geschafft hast – super. Dann kommt dein Partner ins Spiel: jetzt kannst du deinem Partner deine Bedürfnisse mitteilen und zwar als: Wunsch. Mache dir dabei klar: ein Wunsch ist offen. Der Weihnachtsmann bringt entweder das gewünschte Barbietraumhaus, oder nicht. Vielleicht bringt er nur einen Teil und du musst selbst noch alles zusammenbasteln. „Ich fänds super, wenn du es schaffst, die Werkstatt so aufzuräumen, dass ich mich dort zurecht finden kann“ – „Ja gerne, aber dafür brauche ich kinderfreie Zeit!“
  • Das ist nicht alles. Im Leben deines Partners dreht sich nicht alles um deine Bedürfnisse und Wünsche. Er hat selbst ein Leben. Also mach es ihm leicht: erinnere ihn daran. „Kannst du wieder dran denken, die Stinkesocken gleich in die Wäsche zu schmeissen? Das wäre super!“

Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen: der freie Wunsch, der eigene Partner solle kein spielsüchtiger Alkoholiker mehr sein, ist unter Umständen nicht wirklich frei. Hier würde ich auf jeden Fall Hilfe von Außen holen und natürlich gibt es Wünsche, die, wenn sie nicht erfüllt werden, auch zu einer Trennung führen können.

4. Dein Partner sitzt nicht in deinem Kopf

„Eigentlich hätte ich heute lieber das Kochen übernommen“.
„Und warum hast du das nicht gesagt? Ich hab heute total lustlos gekocht!“

Vielleicht gibt es in ferner Zukunft mal eine Spezies, die per Gedankenübertragung kommunizieren kann, aber wir gehören in der Regel nicht dazu. Wenn doch, dieses Kapitel bitte überspringen:- )
Dein Partner sitzt nicht in deinem Kopf.

Dieses Kapitel hängt eng mit dem Kapitel über Erwartungen zusammen: Wenn du etwas brauchst, denkst, planst, dann äußere dich. Wenn du es nicht tust, dann wird das Ganze wahrscheinlich nicht nach deinem Kopf laufen. Dann hast du zwar einen super Grund über deinen Partner herzufallen, es bringt euch aber weder näher, noch weiter, noch sonst wohin. Höchstens vor den Scheidungsrichter.

Insbesondere wenn Kinder im Spiel sind, ist es wichtig, sich abzusprechen, sich mitzuteilen. Ganz banal: es geht hier um Zusammenarbeit. Kinder zu begleiten ist Arbeit. Zusammenarbeit, Elternarbeit, ein Gemeinschaftsprojekt.
„Jetzt sind uns beim Einkaufen die Kinder um die Ohren geflogen, wäre ich doch allein gegangen! Das habe ich doch gleich gewusst! Aber du wolltest ja wieder, dass alle zusammen gehen!“
„Und warum hast du es nicht gesagt wenn du schon so schlau warst?“

Besser wäre: „Ich glaube, die Kinder bräuchten jetzt eher einen Marsch im Regen, dann könnte einer von uns schnell allein einkaufen, meinst du nicht?!“

5. warum das „Was“ wichtiger ist als das „Wie“

Um deinen Partner wirklich zu verstehen, ist es hilfreich, das aktive Zuhören zu erlernen. Hier ein schöner und ganz aktueller Link: gewuenschtestes-wunschkind.de, aktives Zuhören

Es gehört ein wenig Übung dazu und am Anfang fühlt es sich etwas dämlich an. Mein Mann hat sich lange Zeit wahnsinnig darüber aufgeregt, wenn ich es in einem Streit anwendete. „Du meinst also, am besten wäre es, wenn du uns alle zum Mond schießen könntest“. Ok. Das ist auch nervig. Aber: in einer nicht kampflastigen Kommunikation sehr gut zu gebrauchen!

Um deinen Partner wirklich zu verstehen, brauchst du ein wenig Zeit und einen freien Kopf. Manchmal poltern und maulen unsere Partner los und weil das so schrecklich unverschämt ist, gehen wir ebenfalls sofort in die Luft. Dabei könntest du dich auch ab und zu „erbarmen“ und die tatsächliche Botschaft herausfiltern.

Häng dich nicht jedes Mal am „wie“ er etwas gesagt hat auf. Versuche ab und zu gnädig über das „wie“ hinweg zu sehen und das „was“ zu hören. Das kann dir viele Konflikte ersparen. Natürlich bist du auch nur ein Mensch und das klappt nicht immer.

„Warum brauchst du beim Einkaufen immer so lang, trödelst du extra rum? Das geht mal gar nicht!“
„Klar, ich hab extra langsam gemacht, nur um dich zu ärgern! Sag mal, wie redest du eigentlich mit mir, spinnst du?“

Führt zur Eskalation.

„Warum brauchst du beim Einkaufen immer so lang, trödelst du extra rum? Das geht mal gar nicht!“
„Das war total anstrengend mit den Kindern allein, oder?“
„Ja! Und das auch noch, wo ich grade von der Arbeit kam!“
„Stimmt, das fände ich auch krass!“

Führt zu Frieden.

6. von sich sprechen

Hier noch ein kleiner alter Hut, den die Meisten wahrscheinlich schon mal gehört haben, der aber wirklich sinnvoll ist!
Ich-Botschaften erleichtern das Leben in einer Beziehung ungemein.

„Du hast schon wieder so getrödelt beim Einkaufen, immer brauchst du so lang!“

Ist guter Zündstoff für den nächsten Krach.

„Ich hab mich völlig überfordert gefühlt, allein mit den Kindern und so kurz nach der Arbeit!“

Ist für den anderen total nachvollziehbar und kann sogar mit einem freundlichen: „Kann ich mir vorstellen, so geht’s mir auch manchmal“, erwidert werden.

Wenn wir die Verantwortung für uns selbst übernehmen, unser Bedürfnis nach „Verstanden werden“ und „Nähe“ ernst nehmen, führt dies unweigerlich zu einer Art Kommunikation, die uns näher bringt.

Dann ist Schluss mit dem 30-jährigen Krieg in der Beziehung, denn verstehen und verstanden werden führt zu Frieden und Harmonie – sogar und vor allem dann, wenn wir sehr unterschiedliche Menschen sind.

Bildnachweis: Susanne Bregenzer, 2011

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