Felix Felicis – Begleitung zum Glück

„Das ist flüssiges Glück“, sagt Hermine in Harry Potter.

Wie gern hätte ich manchmal eine Flasche von diesem Zaubertrank, du nicht? Leider ist das Rezept sehr kompliziert herzustellen. Außerdem kann es leicht Probleme bei der Dosierung und Anwendung geben, das führt zu Leichtsinn, Selbstüberschätzung und Rücksichtslosigkeit.

Dann muss es eben ohne gehen!

Vor allem unseren Kindern wünschen wir das:

  • ein glückliches Leben.
  • Die Fähigkeit glücklich zu werden.
  • Glück auf allen Wegen.

Und das Rezept für Glück?

Ist es Erfolg? Wir wollen das Beste für unseren Nachwuchs. Er soll erfolgreich sein, den Beruf wählen können, den er will. Er soll genügend Geld haben und er soll – glücklich sein! Die Frage, die ich in diesem Artikel klären will, ist die: Ist Erfolg mit Glück gleichzusetzen?

Erfolg?

Das Wort „Erfolg“ ist nach wie vor unweigerlich mit Schule verknüpft. Mit Leistung. Mit guten Noten. Einem Abschluss. Schule beginnt schon in der Kita. Es wird gemessen, verglichen, angepasst und korrigiert. Es findet Förderung statt, wenn „Defizite“ vorhanden sind. Die sogenannte „Schuluntersuchung“ wird zwischen 4 und 5 Jahren angesetzt, um eventuelle Verzögerungen in der Entwicklung zu beseitigen und den Weg in die Schule zu ebnen. Doch in welche Mühlen gerät ein Kind, bei dem tatsächlich „Fehler“ festgestellt werden? Es wird im Kindergarten darauf geachtet, dass die Stifthaltung sich bessert, oder die Aussprache. Es wird auch zu Hause ein Merkmal darauf gelegt, dass das „S“ korrekt gezischelt wird. Wenn das nicht hilft, geht es weiter mit Logopädie und Ergotherapie. Und was für ein Gefühl hinterlässt das beim Kind? „Ich bin nicht richtig. Ich mache was falsch“.

Stromlinienförmige Kinder habens gut: da applaudiert jeder. Die anderen, die merkwürdigen, kindlichen, die Verweigerer, die werden mit Sorge beäugt. Was wird wohl aus denen werden? Wie soll man die konform kriegen?
Unser kleiner „Verweigerer“ wird langsamer, je mehr Druck besteht. Er taktet seine Aktivität nahezu auf Null, sobald er merkt, dass es schnell gehen muss, dass es Termine gibt. Das ist wie bei Momo, als sie im Zeitstrom ist: Je mehr sie rennt und sich beeilt, desto langsamer wird sie. Sie muss sich umdrehen und Rückwärts laufen, um anzukommen. Druck kann durch vieles entstehen, nicht nur durch Zeit-Druck. Genauso auch durch Leistungs-Druck. Dem Gefühl, etwas sein zu müssen, oder tun zu müssen, das man nicht möchte oder nicht kann. Damit zeigt uns unser kleiner Verweigerer ganz gut, wo wir falsch abbiegen, wo wir selbst unter Druck geraten und hetzen oder Leistung erwarten. Dann liegt er nämlich auf dem Boden und jammert.

Der Weg zum Erfolg/Glück scheint für ihn unmöglich zu sein, oder? Zumindest der Weg dorthin, der über Druck zum Ziel führen soll! Doch selbst unser stromlinienförmiger Sohn wirkt gestresst durch Druck. Druck bringt also nur bedingt Erfolg. Erfolg durch Druck ist sicherlich nicht glücklich. Es ist also wie, wenn man das Hausschwein von hinten aufzäumen wollte: Druck zu machen, Defizitär zu denken soll zum Erfolg führen und das Glück kommt dann schon. Irgendwann. Wenn genug Tränen vergossen wurden. Später?!

Im Buch „Einsicht in das Selbst“, von Dirk de Sousa, geht es um die „natürliche Auflösung von psychischem Leid“ – Depressionen. Die WHO schätzt, dass in Europa einer von 15 Personen an schweren Depressionen leidet. Angststörungen sind sogar noch häufiger. Die Essenz des Buches: Wir leben zu viel in der Zukunft. Unsere Sorgen, Nöte, Gedankenkarussells und Depressionen entstehen in der Zukunft. Wir sind nicht hier und jetzt, sondern innerlich „weggebeamt“ – „Die Lichter sind zwar an, aber niemand ist Zuhause“. Solange wir uns in einer Angst-spirale befinden, können wir das Jetzt nicht wahrnehmen und nicht glücklich sein.
Depressionen entstehen im Gefühl der Hilflosigkeit, Handlungsunfähigkeit, Ausgeliefertheit und Fremdbestimmtheit. Im Gefühl „nicht richtig zu sein, falsch zu sein“.

In der Transaktionsanalyse von Eric Berne wird dieses Gefühl, als Gefühl des „Nicht-ok“ beschrieben. „Ich bin nicht ok, nicht gut genug, unzulänglich, fehlerhaft“. Und wann lernen wir dieses Nicht-ok-Gefühl? In unserer Kindheit, laut Berne. Er geht noch weiter. Wann immer wir uns also unzulänglich und minderwertig fühlen, ein Gefühl von „Ich bin so schlecht und die Welt so groß“ bekommen, befinden wir uns im Wesenszustand des „Kindheits-ich“. Sollte uns das nicht zu denken geben?

Glück!

Zurück zum Glück. Glück entsteht im Erleben, sagt Dirk de Soussa. Im Jetzt. Nicht umsonst wird uns dieser Spruch „Lebe im Jetzt“ ständig um die Ohren gehauen. Das bedeutet: Glücksgefühl kann nicht für die Zukunft gescheffelt werden. Du kannst für dein Kind ein Sparkonto anlegen oder eine Immobilie erwerben. Du kannst aber leider kein Glück zurück legen, damit es später sein Glückskonto plündern kann.

Glücklich sein zu können kann nur bewahrt werden. Für uns Erwachsene gilt: wir können es neu erlernen. Wir haben die besten Lehrer dafür bei uns: unsere Kinder! Besonders natürlich die merkwürdigen, die Verweigerer, die kindlichen, die nicht „funktionieren“!

Kinder können glücklich sein. Man muss sie nur lassen. Sie leben bereits im Jetzt. Versinken im Tun. Spielen aus der Tiefe. Sie staunen und erleben. Sie sind begeistert und freuen sich wild. Sie denken nicht an morgen und leben im Heute.
Doch für dieses Versinken, muss ein Kind sich auch geborgen fühlen, behütet, beschützt. Sobald dieses Gefühl fehlt und ein Kind selbst „die Wache“ übernehmen muss, ist kein Versinken mehr möglich. Auch der ständige Leistungs- und Vergleichsdruck verhindert das Versinken, das Glück. Kinder spüren sehr genau, wenn jemand denkt „mit ihnen stimme etwas nicht“. Und schon beginnt die Sorgenspirale – das Gedankenkarussel. Was wird nur morgen werden, wenn ich schon heute „nicht-ok“ bin?!

Hier also ein Rezept für flüssiges Glück – Felix Felicistrank für Kinder:

  • Schaufel, Sand, Wasser, Wetter.
  • Vorlesen, schöne Bilderbücher
  • Stift, Papier
  • Rühren und Kuchenteig probieren
  • Mamas oder Papas Schoß und
  • abends mit am Lagerfeuer sitzen dürfen
  • Der gute-beste Freund zu Besuch
  • Spielen
  • Spielen
  • Spielen
  • Hab ich Wasser schon erwähnt? Wasser ist magisch!
  • Samen pflanzen
  • Tier streicheln
  • Singen, Musik
  • An der Brust trinken
  • Getragen werden, in der Bauchtrage, auf dem Rücken, auf der Hüfte
  • Dabei sein und zuschauen
  • Bei durchschaubaren Arbeiten zusehen (Aus dem Buch: „Spiel aus der Tiefe“
  • Pfützen und Gummistiefel (Wasser)
  • Schrauben, Hämmern, Sägen
  • den neugeborenen Babybruder ansehen, wenn er schläft.
  • Den Papa als Pferd benutzen

Was absolut nicht nötig ist:

  • ein volles Programm
  • jeden Tag ein Event
  • viel Geld
  • viele Geschenke
  • Party
  • viel klebriges Zeug zu essen

Und jetzt kommt das Beste von allem: Glück macht schlau, geschickt, sportlich, wissbegierig und leistungsfähig. „Begeisterung ist der Dünger des Gehirns“, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther. Und damit ist keine billige Konsum-Begeisterung gemeint, wenn das Kind endlich sein blinkendes, klingelndes und selbst-sprechendes Barbietraumhaus bekommt. „Ich will noch mehr Sachen haben“, sagt die Puppe BibiGirl des Zeitdiebs in Momo – um Momos Zeit ebenfalls zu ergattern und damit ihre Seele.
Es ist auch nicht existenzielles Schreien, Kreischen und Toben gemeint, obwohl viele Erwachsene auf dieses Märchen herein gefallen sind, das uns Disney-World, Happy-Land und andere Wahnsinns-Fabriken weismachen wollen. (Klar ist ein Kind ruhig, wenn es zwei Stunden lang kreischend über 20 summende Hüpfburgen gesprungen ist: Es ist halt total am Ende – wer nicht?)

Versinken ist ruhig.

„Erinnerst du dich noch an unser Abendteuer, Mama?“, fragt mich mein 4 Jähriger Sohn mit leuchtenden Augen. „Als wir in der riesigen Pfütze gespielt haben? Und dann mussten wir mit Wasser in den Gummistiefeln im strömenden Regen heim rennen!“

Zusammengefasst: Glück braucht inneres, versunkenes Erleben. Versinken können Kinder, die jemanden haben, der für sie „die Wache“ übernimmt, der sie innerlich trägt und ihnen Zeit lässt. Der sie begleitet. Glück macht aber auch schlau und wissbegierig, motiviert und stark. Und das wiederum macht? Ja richtig: Erfolgreich. Aber vielleicht manchmal auf anderen Wegen, als wir es uns vorstellen können!Jetzt ist das Hausschwein richtig herum aufgezäumt.
Ganz bestimmt habe ich in meiner Felix Felicis-Liste für Kinder viele Punkte vergessen. Ich freue mich über Ergänzungen und andere Kommentare!

 

Bildnachweis: jill111, Pixabay, 17. Juli 2017 /ansonsten: Bilder von der Autorin Susanne Bregenzer und ihrer Familie

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